Nie können wir versprechen, jemanden zu finden, da Bilder zu machen in solchen Momenten extrem schwierig ist.
Da unsichtbar zu sein und doch alles, was vielleicht irgendwann wichtig sein könnte, einzufangen in Bildern, eine immense Herausforderung ist.
Zu fotografieren, dann, wenn "man" doch keine Bilder macht.
Es dennoch zu wagen, wissend, dass auch solche Bilder so wichtig sein können irgendwann.
Die Mama solle es sich doch überlegen und dann, wenn sie spüren würde, dass sie das möchte, dann würden wir alles geben, um jemanden zu finden, der kommen würde.

Irgendwann meldet sich die Kollegin erneut.
Die Mama würde sich freuen, wenn wir kommen würden.

Danke dir so fest, liebe Lisa Noser, dass du sofort zusagst, diese Bilder möglich zu machen.
Dass du es wagst, wissend, dass es nachhallen wirst.
Dass du es einfach tun wirst, für die unendlichst tapfere Mama und ihre Kleine.
Dass du dann mit so viel Mut und Herzlichkeit vor Ort bist und für immer in deinen feinen und würdevollen Bildern festhältst, dass sie getragen waren, die beiden.
Dass sie nicht alleine waren.
Dass ganz viele Menschen an ihrer Seite waren.
Dass du diese Bilder machst, die das Unfassbare fassbarer machen.

Bilder, die helfen werden, dann, wenn Fragen kommen werden der kleinen Tochter, jetzt oder irgendwann, und etwas in der Hand zu haben so kostbar sein wird.
Bilder zu den Worten zu haben dann.

Du, liebe Lisa, schreibst danach:
«Bereits als ich mich entschieden habe, diesen Einsatz zu machen wusste ich, dass es sehr schwierig werden würde.
Nicht nur die traurigen Menschen sondern auch das erste Mal in der Nähe meines Wohnortes und vor ganz vielen Menschen die ich kennen würde.
Und doch habe ich meinen ganzen Mut zusammen genommen und ja gesagt. Die Kollegin der Mama ist eine ganz liebe Freundin von mir und sie war meine Ansprechperson dann vor Ort.
Sie hat mich so lieb betreut und begleitet.
Die ersten Bilder konnte ich schon von dem Blumenschmuck machen, bevor die Trauergäste in der Kirche Platz nahmen.
Dann begannen die Glocken zu läuten und mein Herz schlug ganz fest. Ich war dankbar, als dann der Pfarrer den Anwesenden erklärt hatte, warum ich hier war.
Die Predigt, der Abschied und die Lieder waren so traurig. Immer wieder hörte ich Menschen schluchzen und viele Tränen flossen.
Nachdem ich noch ein paar Fotos draussen gemacht habe, machte ich mich wieder auf den Heimweg.
Für mich wird jetzt wieder ein Stück Normalität zurückkehren. Aber für die Angehörigen und Freunde wird es ein schwerer Weg sein.
Auch wenn es nachhallen wird, ich weiss einfach, dass sich jeder Einsatz lohnt für die Eltern, Grosis, die Geschwister und die Wertschätzung uns gegenüber...»

Auch von der Kollegin der Mama, die dein Einsatz aufgegleist hat für sie, kommt eine Nachricht:
«Ich möchte mich auch bei euch direkt noch ganz ganz herzlich bedanken für das, was ihr macht.
Als ich euch kontaktiert habe, habt ihr euch solche Mühe gegeben, obwohl es an einem Sonntag war.
Ohne zu zögern habt ihr alles versucht, um einen Fotoengel zu finden für diese "Abschiedsfeier" und ihr habt ihn gefunden, Lisa Noser!
Unbeschreiblich war das Gefühl, als am Sonntag-Nachmittag mein Natel klingelte und auf dem Display "Lisa Noser" stand.
Mir liefen gleich die Tränen runter, weil ich wusste, was das bedeutet. Das, das Lisa diese Bilder machen wird.
Von Herzen bin ich dankbar, dass es geklappt hat und Lisa einen solchen Wahnsinns-Mut hatte, um das zu machen, was viele für "komisch" oder gar verrückt halten. Ohne wenn und aber hat sie sich hinter den Wunsch der Mama gestellt und gesagt: "Ich versuche diese vielleicht sooo wichtigen Bilder zu machen".
Und dann war er da, dieser sonnige, warme Dienstagnachmittag. Schmetterlinge flogen, die Sonnenstrahlen streichelten die Haut, die Vögel zwitscherten und inmitten dieser so unglaublich "heilen" Welt war die "Abschiedsfeier" von diesem wundervollen Ehemann und Papi.
Lisa hat alles mit so viel Gefühl, Zurückhaltung und unglaublichem Mut gemacht. Die wunderschönen Blumen, die Fotos, der Helikopter, so viele Dinge hielt sie mit Ihrer Kamera fest. Wie schwer muss dies für Lisa gewesen sein, sich in die Mitte dieser Menschen hier in ihrer Heimat mit ihrer Kamera "gewagt" zu haben. Ein riesengrosses Dankeschön nochmals an dieser Stelle an Lisa.
Von verschiedenen Seiten haben wir gehört, dass die Leute zuerst etwas befremdet reagiert haben, als sie vom Pfarrer gehört haben, dass Fotos gemacht werden. Aber als sie sich darüber dann Gedanken machten, war es plötzlich gar nicht mehr so "komisch", konnten sie es plötzlich nachvollziehen. Dann verstanden sie plötzlich, dass diese Bilder vielleicht einmal soo soo wertvoll sein können. Niemand hat sich vor der Kirche, während der "Abschiedsfeier" oder danach gestört gefühlt.
Mir liegt es sehr sehr fest am Herzen, dass ich euch dies alles mitteilen und mit auf den Weg geben darf.
Ein riesengrosses Dankeschön an euch...»

Und irgendwann meldet sich auch die unendlichst tapfere Mama: «Als ich meinen Mann und unsere Tochter ihren Papi auf tragische Weise bei einem Arbeitsunfall verloren haben waren wir in einem Schockzustand. Eine liebe Kollegin fragte uns, ob sie für die Abdankung Herzensbilder organisieren solle. Am Anfang konnte ich mir das überhaupt nicht vorstellen. Aber dann, zwei Tage vor der Abdankung, dachte ich, dass es vielleicht für später doch wichtig wäre, wenn wir Bilder von diesem Tag hätten, vor allem auch für unsere Tochter. Meine Kollegin hat sich dann bei euch gemeldet und ihr alle habt alles in Bewegung gesetzt und die gute Seele Lisa Noser kam zu uns. Wir sind heute so dankbar für diese schönen und doch so traurigen Bilder. Was gibt uns dieses mit Liebe erstellte Fotobuch immer wieder Halt und lässt uns wissen, wie viele Leute für uns da waren und es immer noch sind. Lieben Dank "Herzensbilder", schön, dass es euch gibt...»

Liebe unendlichst tapfere Mama
Wir sind so froh, konnten wir euch diese Bilder schenken.
Bilder dieses unfassbaren Momentes in eurem Leben.
Bilder, die da sein werden, dann, wenn eure kleine Fee so viele Fragen vielleicht haben wird, dann, wenn sie mehr verstehen möchte über diesen extremen Einschnitt in ihrem Leben.

Wir denken an euch, ganz fest, und hoffen innigst, dass ihr getragen und gestützt werdet auf eurem Weg, der doch so ganz anders hätte sein sollen.
Auf eurem Weg, der so viel Kraft braucht und auf dem dein Mann und der Papa immer wieder so unendlich fehlen wird.
Wir hoffen, dass ihr es schafft, ihr beide, einen Schritt nach dem anderen zu machen in eurem Leben mit eurem Liebsten bei den Sternen.
Wir hoffen, dass die Menschen um euch da sind, dann, wenn’s besser geht, aber auch dann, wenn es wieder so fest weh tut. Menschen, die euch immer wieder spüren lassen, dass sie an euch denken.
Menschen, die dich entlasten und die helfen, damit eure Tage machbar sind.
Menschen, die euch gut tun.

Alles alles Liebe und in grosser Verbundenheit...